425 Jahre Kurbad Wiesenbad.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 28, 11. Juli 1926, S. 6

Die älteste Ansicht von Wiesenbad um 1550.

Das uns benachbarte Wiesenbad, jener freundliche Kurort mit seinen warmen Heilquellen und seinen modernsten Einrichtungen blickt in diesem Jahre auf eine 425jährige Geschichte zurück. Seine Entdeckung verdankt dieses heilkräftige Thermalbad dem Zufall. Magister Christian Lehmann, der Chronist des Obererzgebirges, schreibt: „Es soll durch einen armen Mann / der seine ungesunde Schenckel darinnen gewaschen und heyl worden / seyn gefunden. Und weil sonderlich nach St. Annabergs Erbauung auch andere preßhaffte Leute sich darbey eingefunden / hat Anno 1501 Hanß Friedrich / ein reicher Fundgrübner und Bergherr von Geyer / welcher damals das Rittergut zur Wiesen besessen / den Brunn viereckig einfassen / ein besonderes Badehaus 60 Schuch lang und 14 breit zum ersten aufrichten / zum Gebrauch der Badegäst das Wasser erstlich in einer Pfannen wärmen / und darzu eine kleine Capell mit St. Jobs Bild bauen lassen / welche der Bischoff zu Meißen Anno 1505 zwischen dem Heil. Hayn und Plattenberg eingeweyhet.”

Die neue 1919 entdeckte Georgs-Quelle.

Ursprünglich hieß Wiesenbad St.-Jobs-Bad und nach 1602, als die Kurfürstin-Witwe Sophie sich ein eigenes Haus dort bauen ließ, Sophien-Bad. Das sogenannte Fürstenhaus diente auch später mehrmals Fürstlichkeiten des kursächsischen Hofes als Wohnung beim Kuraufenthalt. Im 16. Jahrhundert gehörte Wiesenbad mit seinem blaugrünen Quellwasser zu den besuchtesten Kurorten Deutschlands.

Das 1921 renovierte Brunnenhaus der Hiobs- oder St. Jobs-Quelle.

Der Land- und Stadt-Physico in Chemnitz, L. Christian Friedrich Garmann, berichtete im Jahre 1673 an Hand älterer Schriften folgendes:

„Dieser heilsame Quell ist also erfunden worden: (c) Nach dem anfänglich ein armer Mensvh ohngefehr zu diesem Quellen gekommen / hat er seine ungesunde ulcerirte Schenckel damit gewaschen / und sonder Zweifel auch des Qvells getruncken / in Hoffnung er wolte allda Linderung und geringe Kühlung seiner schmertzhafften Schenckel erlangen / als er aber befunden / daß ihm dieser Qvell nicht allein zur Linderung / sondern auch vielmehr zur Besserung und gäntzlichen Abwendung seiner Beschwerung dienstlich und behülfflich seyn möchte / hält er an / bis er seine vollständige Gesundheit hierdurch erlanget. (d) Dieser arme Mensch hat nochmals die Nutzbarkeit dieses Qvells bey andern dergleichen preßhafften Personen ausgebreitet / welche sich dann häuffig dabey eingefunden und verlangte Hülffe gesuchet.

Dieses veranlaste den damaligen Besitzer Johann Friedrichen / Bürgern von Geier den Aeltern / daß er im Jahre 1501 den Qvellen in eine Vierung fassen / und dabey ein Badhauß verfertigen ließ. Zu diesem wurde von dem Qvell ein Röhrwerk geführet / da muste das Wasser durch einen eisernen Serpent / so in einem angehitzten Ofen stund / laufen und also wärmer zum Bade bereitet werden / welches auch noch anietzo auff dergleichen Art geleitet wird.”

Das vollständig renovierte Kurhotel.

Wie in früheren Zeiten volkstümlich, wurde in der Nähe der gefundenen Quelle auf Veranlassung des Herzogs Georg von Sachsen auch eine Kapelle errichtet, welche zu Ehren des Heiligen Hiobs, welcher als Helfer der Kranken und Schwachen verehrt wurde, auf Veranlassung des Fürsten Herzog Georg von Sachsen im Jahre 1505 durch den Bischof Johann IV. von Meißen eingeweiht wurde. Die Quelle erhielt daher den Namen St. Jobs-Bad. Durch beträchtliche Aufwendungen des Herzogs August von Sachsen wurde die Quelle, welche sich inzwischen auch mit wildem Gewässer vermischt hatte, wiederholt umgebaut. Im Jahre 1603 hat der Junker Hans Georg Meusinger von Kollersrit (Pfalz), welcher von dem Kurfürsten mit Ober- und Erbgerichten des Ortes Wiesa beliehen wurde, das Wiesenbad neu ausgebaut.

Das 1922 erbaute Charlottenhaus.

Die Kurfürstin-Witwe Sophie von Sachsen besuchte das Bad mehrmals und stets mit bestem Erfolge. Das von ihr errichtete Badehaus ist wiederholt ganz oder zum Teil abgebrochen und im vergrößerten Maßstab neu aufgebaut worden.

Wiesenbad um 1750.

Seit 1478 hat Wiesenbad bis 1896, wo es in den Besitz der Firma Meyer & Co. überging, zweiundzwanzig Mal den Eigentümer gewechselt.

(Fortsetzung folgt.)