Adventszeit im Obererzgebirge.

Illustriertes Erzgebirgisches Sonntagsblatt 127. Jahrgang, Nr. 49, 24. Dezember 1933, S. 1

Das Licht siegt über die Finsternis. Spärlich ist sein erster Schein. Doch es gewinnt an Macht, je länger und heller es strahlt. Die Sonne siegt über die finstere Nacht, und doch kündet ihr Nahen nur ein schwacher Schein am Morgenhimmel. Wie die erste Kerze des Advents nur ein Vorbote der vielen an unserem Christbaum ist, so weist sie doch auf das Kommende, das heilige Wunder hin, das alles überstrahlt.

Adventszeit ist wieder gekommen, zu uns gekommen im neuen deutschen Reich zum ersten Male. In ihr gehen wir dem deutschen Weihnachtsfest des Wendejahres 1933 entgegen. Seiner Vorbereitung gilt unsere stille Arbeit der kommenden Wochen.

Wie traulich sind die Abende am Familientisch, auf dem die Adventskerze brennt. Heute ist es nur eine, über acht Tage werden es zwei sein, dann drei und endlich vier. Dann ist schon Christabend. Dann müssen die Überraschungen, die heute noch Plan sind, fertig sein, um als Zeichen der Liebe unter den strahlenden Weihnachtsbaum gelegt zu werden.

Adventsabend im Obererzgebirge. (T. A. W.-Photodienst.)

So nähen jetzt Abend für Abend fleißige Frauenhände an praktischen Sachen, befassen sich mit zierlichen Handarbeiten und schaffen bei einem frohen Lied Stunde auf Stunde. Der Vater greift, wenn er seine Zeitung zu Ende gelesen hat, zum Schnitzmesser. Jedes Jahr gibt es eine neue Bereicherung für die alte schöne Krippe zu basteln, an der sich dann blanke Kinderaugen freien sollen. Es braucht alles seine Zeit. Die kurzen Wochen werden schnell vorüber sein. Wenn wir uns auch jedes Jahr vornehmen, nicht bis zur letzten Woche zu warten — sie ist schneller da, als wir es glaubten, und zwingt zu verschärftem Arbeitstempo.

Heute regiert noch besinnliche Beschaulichkeit. In ihr genießen wir den Zauber des ersten Adventes, halten Rückschau und Ausblick im Dämmerschein der Kerze. Wie war es im Vorjahr? Saß da nicht die Großmutter noch mit am Tisch, saß nicht der Großvater im Lehnstuhl am Ofen? Ihnen legten wir am letzten Sonntag Blumen auf das Grab. In solchen Stunden stummer Zwiesprache sind wieder mitten unter uns, die uns vorangegangen sind, und sie werden immer in uns weiterleben, wenn wir in ihrem Sinne leben. Sie lehrten uns den Zauber des Adventes empfinden, sie lernten uns Weihnachten feiern. Und von uns sollen es unsere Kinder lernen und so fort bis in alle kommenden Generationen des neuen deutschen Reiches, das auf Blut und Boden neu aufbaut. Deshalb können wir unseren Blick auch wieder freier in das Dunkel der Zukunft richten, wissen wir doch, daß es bei uns wieder besser werden wird, heller in uns und um uns.