De Pfannekuchen-Lotterie.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 27, 4. Juli 1926, S. 7

’s werd nu ugefähr e verzig Gahr her sei, korz für dr Fosend, do soßen mr vier oder fümf Lehrgunge von dr schwarzn Kunst ben Frühschtück. Domols wur noch ne halbe Schtund gefrühschtückt un gevespert. Dos amerikanische System gabs do noch net. Do wur drbei e mannigs ausgeheckt. Mr verzährten unnere Bemme un unnerhielten uns. Do mehnte ener, wie wärsch dä, wenn mr uns a emol jedr en Pfannekuchen kaaften, vielleicht gewinne mr ene Flasch Wei. Das wär doch wos für uns gewesn. Zor Zeit verkaafte namlich allemol zor Fosend e hiesigr Kanditer Pfannekuchen, un üm ne Ümsatz ze vergressern, buk er in en ene Marke mit nei, un wär da erwischte, gewann e Fläschel Wei.

’s warn nu a alle gleich drbei. Domols tat ener noch en Fümfer kosten. Ener von uns, ’s war e Frohnaaer, er war immer bissel füreilig, tat sich a gleich abietn, dos ärsche huln wollt. Kaum war er zr Tür naus, do hieß a schu, dan sollt mr mol tüchtig verkohln. Mr schneidn ene kleene Pappe, schreibn drauf „Erschten Preis“. Ener nimmt se nu ins Maul, beißt in sen Pfannekuchen, schreit Hurra, un brengt se dann natürlich zum Vorschein. Dr Alfred schreit a gleich: dos mach ich! Dr Frohnaaer, August hieß er, kam a schu wieder. ’s war ja net weit von dr Buchholzer Gass‘ bis zr Hauptwach. De Pfannekuchen wurn verteelt, jedr biß fürsichtig mit den Gedanken, er kennt doch emende ne richtgen erwischt hobn, nei. Hurra, schreit nu dr Alfred, un bracht nu racht schie langsam, dos es dr August a richtig sahe konnt, dos Pappschtückel aus seiner Gusch raus. Dr August war gelei sehr uffgeregt, nahm ne dos Dingel aus dr Hand, ’s schtand richtig drauf: „Erschter Preis“, un rennet uhne doß ne jemand wos gesat hat, schu wieder fort. Unner Zweck war nu erreicht, mir hobn tüchtig gelacht, denn doß dr August von Kanditer tüchtig agenießt wur, dos war uns un klar.

Die Sach wur ober doch ewing annersch, als wir uns gedacht hattn. Dr August kam nu noch ener Weile, die uns egentlich schu ze lang gedauert hat, mit en bissel langen Gesicht wieder, un wir erfuhrn nu: Wie dr August beim Kanditer in Loden kam, war bluß de Tochter do un die wollt ne schu su e Fläschel gebn. Do kam odr ihr Voter noch drzu, sah sich dos Pappschtückel a un sat zum August, er sollt ner machen, doß er nauskäm, sinst ließ er de Polezei huln. Dr August trumpfte nu a auf, er hats doch ganz genau gesah, on do fieln nu gegnseitig Redensarten un zum Schluß wärd nu doch de Polezei gehult. Dr August mußt klee zugebn un bracht nu fürn Alfred gleich de Eiloding mit, doß er a off dr Wach fürkomme sollt.

De Sach wur odr net su schlimm, wie mr in unnerer Angst dachten, de Polezei hats verstanden, doß es bluß e Schpaß sei sollt, un die zwee kame mit en kleen Verweis drvu.

Noch etlicher Zeit konnt mr aber unter „Gerichtliches” im Wochenblatt lasen, das e Kanditer 50 Mk. Strafe wegen unerlaubter Lotterie bezohl mußt. Un seitdem konnt mr ke Fläschel Wei mehr durchs Pfannekuchen-Essen gewinne.

P. L.