Die alte Sehmaer Kirche.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 26, 27. Juni 1926, S. 7

Die alte Kirche von Sehma, die keinen besonderen Namen geführt hat, ist als Tochterkirche von Schlettau in den Jahren 1666 — 1671 erbaut worden. Schon von 1661 an haben die beiden Gemeinden Sehma mit Cunersdorf um die Erlaubnis angehalten, sich, wie schon ein Jahrhundert früher Cranzahl, wegen des waldigen, beschwerlichen und schlechten Weges dahin, eine eigene Kirche und ein eigenes Pfarramt zu errichten. Aber Schlettau wollte die beiden Dörfer nicht aus dem Parochialverbande entlassen, oder höchstens die in Sehma zu erbauende Kirche eine von Schlettau aus vom dortigen Diakonus mit versorgte Filialkirche werden lassen, weil von dort her die Hälfte der Einkünfte zur Erhaltung des kirchlichen Wesens in Schlettau beigesteuert wurde. Und so mußte erst ein langwieriger, hartnäckiger Streit, von 1661 — 1673, mit Schlettau durchgefochten werden, ehe das Ziel der kirchlichen Selbständigkeit erreicht wurde. Wohl war bereits unter dem 11. Mai 1666 durch eine Entscheidung des Kurfürsten der Kirchbau in Sehma gnädigst verstattet und daraufhin wohl auch begonnen worden, woraus sich dann die Jahreszahl 1666 in der alten Wetterfahne erklären würde.

Aber geraume Zeit haben dann noch Pfarre — ein zur Bestreitung der Pfarrerbesoldung billig sub hasta, d. h. im Konkurs ober bei einer Zwangsversteigerung angekauftes Bauerngut — und Schule (vom Herbst 1670 an), wie Kirche (vom Frühjahr 1671 an) zwar fertig, aber leer gestanden, bis die förmliche Auspfarrung aus der Parochie Schlettau schließlich in einem letzten Termine zu Annaberg im Sommer 1673 erreicht wurde, so daß es dann endlich am 1. Advent 1673 zur Weihe der eigenen, neuen Kirche in Sehma für das neue Kirchspiel Sehma mit Cunersdorf kam. Lt. Rechnung vom 28. Mai 1677 betrugen die Gesamtkosten des Kirch- und Pfarrwohnungsbaues 1352 Fl. 7 Gr. 7 Pf.

Die Verbindung von Sehma mit Cunersdorf hat bis zum 1. Januar 1896 bestanden, unter welchem Datum Cunersdorf aus der Parochie Sehma ausschied und eine eigene Parochie wurde.

Im Laufe der Zeit war aber die Kirche immer baufälliger und zudem für die wachsende Seelenzahl zu klein geworden. Darum wurde im Jahre 1897 ein Kirchneubau beschlossen. Am 26. Juni 1898 (3. Trinitatis-Sonntag) wurde der letzte Gottesdienst in dieser alten Kirche gehalten. Dann wurde sie abgebrochen und an derselben Stelle in den Jahren 1898 und 1899 die neue, schöne Pauluskirche nach Plänen und unter der Oberleitung des Herrn Architekten Woldemar Kandler in Dresden-Klotzsche erbaut. Diese bildet nun seit dem 30. Oktober 1899 den kirchlichen Mittelpunkt der Gemeinde.

F.