Wer kennt seine Heimat genau?

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 32, 8. August 1926, S. 5

Wo war das? Erläuterungen zu den Bildern der letzten Nummer.

Das auf dem Bilde Nr. 31 dargestellte alte Haus gehörte dem Tischler C. H. Schuffenhauer und an seiner Stelle erhebt sich das im Jahre 1897 von Herrn Barbier und Friseur E. Just errichtete Neubau (er hatte das Grundstück Ende 1891 vom Vorbesitzer erworben) Silberstraße 7. Von 1920 bis 1925 war dasselbe im Besitze des Posamentenfabrikanten Herrn C. Otto Wolf und ist dann an auswärtigen Eigentümer übergegangen. Das darunter stehende Haus, Silberstraße 5, gehörte vor ca. 60 Jahren dem Handelsmann und Stadtältesten Joh. Aug. Gräfe, der Scherbank 13 wohnte, ging dann in den Besitz des Posamentiermeisters Herrn Schmidt und später dessen Erben über. Der jetzige Besitzer ist seit 1918 Herr Posamentenfabrikant Emil Kutzschke. Das Bild ist aufgenommen von der schrägüber gelegenen oberen Ecke der Scherbank und des Barbara-Uttmann-Platzes; im Hintergrunde erblicken wir  – über die Dächer der Häuser Große Kirchgasse 18 und 20 hervorragend – den massiven unteren Teil des St. Annenturmes bis zur Balustrade und links davon den oberen Teil des südwestlichen Giebels der St. Annenkirche.

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Wo war das? Bild Nr. 33
(Geyersdorf)
Wo war das? Bild Nr. 34

Von der Bäuerin (Bild Nr. 32) erzählt uns die Sage folgendes: Hoch am Schottenberge bei dem Dorfe Frohnau steht ein Haus, das heißt „Die Bäuerin”. Darin hauste in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Bauersfrau, die ward als Gewerkin der Grube „Himmlisch Heer” bei Cunersdorf sehr reich, ward aber durch ihr Glück übermütig und trieb allerlei Unfug und Verschwendung. Sie badete sich täglich in dem teuersten Weine und gab ihn dann mit Semmelbrocken vermischt den Armen zu trinken. Als diese aber später erfuhren, was mit dem Weine vorgegangen, ekelte sie davor. Sie warfen der Geberin die Fenster ein und sangen Spottlieder auf sie, sodaß sie sich nicht mehr öffentlich sehen lassen durfte. Unser Bild zeigt neben dem Berggöpel die sogenannte „Scheidebank”. Dieselbe war zuletzt von der Familie Albin Meyer bewohnt und brannte am 13. Februar 1899 nieder, wobei das Ehepaar und zwei Kinder den Tod in den flammen fanden. Jetzt ist die Bäuerin als altes Berggebäude mit Schankwirtschafts-Betrieb ein beliebter Ausflugsort der Annaberger und Frohnauer Einwohner.

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