Goldfunde im Erzgebirge (3)

Von Willy Jacob.

(Schluß.)

Illustriertes Erzgebirgisches Sonntagsblatt 123. Jahrgang, Nr. 43, 27. Oktober 1929, S. 2

Bekannter ist die Geschichte des „reichen Goldganges“, den ein Niederhaßlauer Schneider Hertel mit Hilfe der Wünschelrute in der Nähe Niederhohndorfs entdeckt zu haben glaubte. Dank seiner rührigen Reklame für den Stollen „Goldener Engel“ bildete sich eine Gewerkschaft, und 1696 erschien in Zwickau eine Broschüre „Johann Eckardt von Naxagoras, Beschreibung des ohnweit Zwickaus zu Niederhohndorf gefundenen goldischen Sandes“, in der behauptet wurde, daß der gefundene Eisensand ein bis zwei Lot Gold im Pfund enthalte. Schneeberger Sachverständige untersuchten und begutachteten an Ort und Stelle den „Goldgang“ und stellten fest, „daß das Ganze wahrscheinlich nur eine Mystifikation geschäftstüchtiger Teilnehmer sei“. „Von all dem erhofften Glanze blieb nichts übrig als der Name des Gasthofes, der an der Stelle des alten Bergwerkes steht, der „Goldene Engel“.

In Zinnseifen des oberen Erzgebirges hat man nicht selten Gold gewonnen, zuweilen sogar in beträchtlicher Menge. „Ein kurfürstlicher Befehl vom Jahre 1657 beruft sich darauf, daß die alten Annaberger Zehntrechnungen auch einen bedeutenden Betrag an Waschgold erwähnen und ermahnt die Zinnseifner zu aufmerksamen Nachsuchen; angeblich waren unter Johann Georg I. (1611-1656) jährlich über 50 Mark aus den Wäschen des Erzgebirgischen Kreises an die Zehntenkammer eingegangen. Bekannt wegen ihrer Goldfunde waren die (schon bereits erwähnten) Eibenstöcker Seifen, die bei Johann-Georgenstadt und besonders die bei Jugel.“ In der Johanngeorgenstädter Gegend waren besonders die Fundstellen am Pechhöfer, Steinbach und Schwarzwasser bekannt. Beim letztgenannten überreichte ein Bergmann dem Kurfürsten Johann Georg II. Einen halben Federkiel voll Gold und soll dafür auf sein Besitztum Abgabenfreiheit erhalten haben. Daß ein so unbedeutendes Ereignis Aufsehen erregen konnte, beweist, wie gering durchschnittlich die Menge des gewaschenen Goldes gewesen sein muß. Noch vor 150 Jahren gab es Leute, die sich Zinnseifnern zugesellten und um kärglichen Gewinn dem Golde nachgingen.

Bei Jugel war auch einmal am Rabenberg ein wirkliches Goldseifenbergwerk im Gang. Im Preßnitzer Wald hieß ein Revier „die Goldzeche“, was vielleicht auf einen jener alten Versuche hinweist, das Gold im festen Gestein zu suchen, wie man sie auch bei Eibenstock vor Zeiten unternommen hat. Zwischen Purschenstein und Claußnitz im östlichen Erzgebirge wurden im Jahre 1668 Herrn Kaspar von Schönberg drei Fundgruben verliehen und ein Goldbergbau begonnen, der doch auf irgendwelchen Vorkommnissen von Gold beruht haben mag. Zu Paulshain bei Dippoldiswalde endlich bestand 1560 ein Goldseifenwerk; im nahegelegenen Malter finden sich noch die sogenannten Goldgruben, bei Rabenau eine „Goldstampfe“. Bei Wolkenburg eröffnete 1571 eine Annaberger Gewerkschaft ein Zinn- und Goldbergwerk im Schafgrund und Goversdorfer Grund.

Im oberen Erzgebirge ist somit der Goldreichtum ein höchst geringfügiger gewesen; etwas reichlicher befindet sich das vielbegehrte Metall in den nördlichen Teilen des Berglandes, die man in der Regel als das sächsische Mittelgebirge bezeichnet, und in den Einsenkungen oder Becken, die diese Gebirgsfalte vom eigentlichen Erzgebirge trennen. Die wichtigsten Vorkommnisse mögen ebenfalls kurz erwähnt werden.

Ein Goldbergbau im festen Gestein fand zu Hohenstein westlich von Chemnitz statt. An einen großen Ertrag auch in früher Zeit wird man kaum glauben können, wenn man hört, daß die aus dem gewonnenen Golde geprägten Dukaten (Anfang des 17. Jahrhunderts) Stück für Stück 27 Taler Unkosten verursachten. Dieses Goldvorkommen, über das von Charpentier in seiner Mineral. Geographie Genaueres mitteilt, interessiert deshalb, weil es das Entstehen von Goldseifen in der dortigen Gegend hinlänglich erklärt. So wusch man bei Chemnitz Gold aus dem Sande des Kappelwassers; noch wichtiger waren die Goldseifen bei Euba, die zu einem langdauernden, freilich oft unterbrochenen Bergbau Anlaß gaben. Im Jahre 1576 erfolgte die erste bekannte Verleihung. 1591 wurde die Konzession erneuert und 1597 gab es drei Gruben „Goldene Krone“, „Löwe“ und „Goldenes Schwert“. Noch 1717 wurde zu neuen Versuchen eine Summe aus der Schurfgelderkasse bewilligt.

Goldseifen im Walde bei Hainichen und Falkenau werden oft erwähnt, zuerst 1551. Ein Bericht von 1556 spricht sich schon wenig günstig aus; die Fundgrübner, die ein „schechtel“ gemacht hatten, waren arm und es schien nicht viel Aussicht vorhanden, daß sie etwas erreichten. Ein „Kübel“ des „Gebirges“ gab bei der „Sicherung“ fünf oder sechs „Flämmchen“ Gold. Andere Unternehmer suchten den Bergbau in den Jahren 1565 und 1589 wieder aufzunehmen; in der Folgezeit scheint dort niemand mehr sein Glück versucht zu haben. Zu Falkenhain bei Mittweida und in der Umgebung dieser Stadt überhaupt lagen Goldwäschen, so bei Seifersbach, wo sich noch jetzt Raithalden finden, am Schniebach und Erlbach, zu Ottendorf und an der Zschopau. Bei Rochlitz hat man, wie oben erwähnt, vorzeiten Gold gewaschen, bei Penig wurde 1566 ein Seifenwerk angelegt, bei Cossa schon 1525 (nach Schmid, Historia aurifodinarum, Dissertation von 1804, die älteste urkundliche Nachricht über Goldseiferei in Sachsen). Versuche hat man auch bei Freiberg zu Langenhennersdorf (1583 bis 1590) und Waltersdorf angestellt, ferner zu Etzdorf und Dohna (1577).

Die Blütezeiten des Erzbergbaues in unseren Bergen sind dahin. Wie um Silberfunde, so ist es erst recht um Goldausbeute ruhig geworden, und die geologische Durchforschung des Gebietes hat nicht viel Hoffnung auf weiteren gewinnbringenden Edelerz-Bergbau übrig gelassen.

Als Hauptquellen für vorliegende Arbeit wurden neben verstreuten Artikeln benutzt und zitiert: Engelschall, Beschreibung von Johanngeorgenstadt 1723, — Meltzer, Schneeberger Chronik 1684 bzw. 1713, — Albinus, Meißner Bergchronik 1589/90, — Oettel, Historie von Eibenstock 1748, — C. Lehmann, Schneeberger Chronik 1837/40, — Herzog, Chronik von Zwickau 1839/45, — Chr. Lehmann, Historischer Schauplatz 1699, — Schurtz, Seifenbergbau und Walensagen 1890.