Bunte Steine aus dem Erzgebirge.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 15, 11. April 1926, S. 6

Feuersnöte in Jöhstadt.

Jöhstadt, welches heute eine wohldisziplinierte Freiwillige Feuerwehr sein eigen nennt und in ihr einen wehrhaften Feuerschutz hat, wurde in früheren Jahren von mehreren großen, verheerenden Schadenfeuern heimgesucht. So fiel 1708 der ganze Markt, damals noch in der Hauptsache aus Holthäusern bestehend, dem gefräßigen Element zum Opfer. Das Rathaus und mit ihm das ganze Archiv, wurde vernichtet.

Nach 140 Jahren, am 28. August 1848, brach abermals am Markt Feuer aus und äscherte 28 Wohngebäude, 15 Nebengebäude und 15 Scheunen ein. 78 Familien mit 293 Personen wurden obdachlos.

36 Wohnhäuser, darunter das Rathaus, die Schule, das Brau- und Malzhaus, der Spritzen- und Brauschuppen und noch 7 Scheunen, 12 Schuppen und 9 Stallgebäude brannten am 24. Juli 1854 nieder.

Und nur zwei Jahre später, am 26. Mai 1856, wurden wiederum 8 Wohnhäuser in Schutt und Asche gelegt, vier weitere Wohnhäuser und die Schule schwer beschädigt.

In der Nacht zum 17. Oktober 1868 kam ein Großfeuer auf, das 16 Wohnhäuser vernichtete. Zwei schwere Brände fanden 1896 statt: Vier Gebäude im Stadtteil hinter der südlichen Marktseite gingen am 3. Juni in Flammen auf, und am 12. Juli machte der rote Hahn 30 Familien obdachlos, als in der Kirchstraße, unterhalb der Schule, 16 Wohnhäuser niederbrannten. Sechs alte baufällige Wohnhäuser am Brauhauswege gingen am 5. August 1897 in Flammen auf. Seit dieser Zeit hat unsere Stadt glücklicherweise kein so ausgedehntes Schadenfeuer heimgesucht. Möge es hinfort so bleiben.

–j.

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Schon Anfang des 13. Jahrhunderts, im Jahre 1241, waren Cisterzienser Mönche aus dem Kloster Buch bei Leisnig in das Obererzgebirge vorgedrungen und erlangten durch eine Urkunde vom 31. Juli 1241 ein Lehn über Streckewalde und den anliegenden Wald. Dieses Lehn Streckewalde dehnte sich immer weiter aus. Im Laufe der Jahre kamen zu ihm Mildenau und Reichenau (seit dem 14. Jahrhundert der südliche Teil von Mildenau), Mauersberg und Lichtenhain (Lichtenhayn).

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Mildenau bestand ursprünglich aus zwei Dörfern, den Orten Mildenau und Reichenau, die 1270 dem Lehn Streckewalde, das zum Kloster Buch bei Leisnig gehörte, einverleibt wurden. Beide Orte, Reichenau ist der südliche Teil des heutigen Mildenau, gingen nach und nach ineinander über und bilden seit dem 14. Jahrhundert eine Gemeinde. Der Ortsname Reichenau findet sich nur im 13. Jahrhundert.

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Mauersberg wird von Ursberch, d. i. am Auersberg abgeleitet. Mauersberg blickt auf mehr als 600 Jahre seit seinem Bestehen zurück. Es wird 1291 urkundlich erwähnt, als es mit Mildenau zum Kloster Bucher Lehn Streckewalde kam.

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Ein Teil von Königswalde, der rechts der Pöhla lag, gehörte 1386 den Waldenburgern und war nach dem Schloß Wolkenstein zuständig. Später kam dieser Teil zum Schloß Scharfenstein, welches ebenfalls den Waldenburgern gehörte. Die linke Hälfte des Dorfes dürfte den Namen Lichtenhain geführt haben, die zum Schlettauer Amt zuständig war. Das von dem Kurfürsten von Sachsen gebildete Amt Scharfenstein kam 1472 an die Schönburger und nach weiterem mehrmaligem Besitzwechsel am 31. Januar 1492 an die Herren von Einsiedel, in deren Händen des Schloß Scharfenstein sich heute noch befindet. Die von Einsiedel verkauften 1512 Königswalde an den Annaberger Bürger Paul Thumshirn, der es dem Rat der Stadt Annaberg für 3035 Gulden überließ. Am 9. September 1513 belieh Herzog Georg Annaberg mit Königswalde.

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Die erste urkundliche Erwähnung von Tannenberg erfolgt 1411, als das Geschlecht der Meinheringer als Burggrafen von Meißen das Dorf an die Wettiner Markgrafen von Meißen verpfändeten. Der Name wird auf die Baumart zurückgeführt, welche die ersten Ansiedler dort vorfanden.

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Eine der ältesten Siedlungen des Obererzgebirges ist Hermannsdorf. Die Besiedlung der Ortsflur ist durch den Beauftragten eines Edelmannes erfolgt. Derartige Beauftragte nannte man Lokatoren. Der Lokator von Hermannsdorf wird Hermann geheißen haben, daher: Hermann’s Dorf. Der Ort gehörte ursprünglich zur Herrschaft Pöhlberg (Belberg) und kam vermutlich 1308 an das Kloster Grünhain.

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Von mittelalterlichen Jagdfreuden wissen die alten Chroniken viel zu erzählen. Der große Wildreichtum unseres Gebirges veranlaßte die sächsischen Fürsten zur Veranstaltung großer Treibjagden, die dann auch sehr ergiebig ausfielen. Anno 1613 hielt sich, trotzdem die Pest ausgebrochen war, der Kurfürst Johann Georg acht Tage in Crottendorf auf, fischte und jagte. Derselbe hielt im gleichen Jahre dort ein großes Forellenessen ab. Vom Hammerherrn Heinrich vom Elterlein hatte er 3 Mandeln Forellen, darunter eine 8 Pfund schwere, zum Geschenk erhalten. Kurfürst August, im Volksmund als Vater August genannt, kam 1567 nach Crottendorf, „lag daselbst in Hackbeils Mühle, bejagte die Wälder, schoß auch eine Stallung (Wildgatter, in welches die Tiere getrieben wurden) ab zu Crottendorf auf David Georgens Feld”.

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Am 1. Januar 1859 bekam Buchholz ein eigenes Post- und Telegraphenamt. Bis dahin kamen die Postsendungen durch eine Botenpost aus Annaberg, wo auch Briefe und Pakete aufzugeben waren. Das Fernsprechamt wurde am 15. Dezember 1888 in Betrieb genommen. Mit dem Bau des neuen Postgebäudes an der Karlsbader Straße wurde auf städtische Kosten 1899 begonnen. Am 30. November 1889 fuhr die letzte Personenpost nach Schwarzenberg. Heute versieht zum Teil wieder den gleichen Dienst der gelbe Schwarzenberger Post-Autobus.

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Durch Georg Einenkel, der am 1. November 1589 vom Ortsgericht die Erlaubnis erhielt, als ein Meister in Buchholz Posamenten fertigen zu dürfen, wurde das Posamentiergewerbe im Obererzgebirge eingeführt.

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Die Wolkensteiner Kommunalgarde wurde 1831 ins Leben gerufen. Sie war mit langen Piken bewaffnet, von denen noch einige in den Bürgerhäusern aufbewahrt werden.

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Wolkenstein erhielt 1893 eine Wasserleitung, nachdem die Stadt im Jahre zuvor auf Geringswalder Flur ein Grundstück gekauft und dort einn Wasserbehälter gebaut hatte.