Das Annaberger Fleischerviertel.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 21, 23. Mai 1926, S. 5

Illustration zu Emil Finck, Die Annaberger Straßennamen.

Von der Wiesenstraße aus gesehen, bemerkte man bis um das Jahr 1892, unten am Stadtbach liegend, das sogenannte „Roscher-Häuschen”, dessen Grundmauern heute noch im Innern des Schuttablade-Platzes ruhen. Darüber erhebt sich das „Malzhaus”, — von Herzog Georg 1510 als Kornhaus erbaut und 1540 vom Rate der Stadt als solches übernommen worden — und rechts davon sehen wir die vor ca. 30 Jahren abgebrannte „Meyer-Scheune” (jetzt Hermannstraße 1, Haase). Links vom Malzhaus ist das Mühltor mit Torschreiberwohnung (vor ca. 80 Jahren abgebrochen) und weiterhin der alte „Kuttelhof”. Neben der oben links sichtbaren Spitze des Rathausturms steigt massig empor (aus Klosterruinen 1802 als Bergmagazin erbaut und bis 1872 Oberforstmeisterei und Forstrentamt) das jetzige Hauptgebäude der Amtshauptmannschaft, vor dem auf dem Grund und Boden des jetzigen Amtsgerichtsgrundstücks noch Trümmer des 1604 niedergebrannten Franziskanerklosters stehen. Das größere Eckgebäude rechts oben (jetzt Klosterstraße 23, H. Levy) gehörte früher der Familie Bach, und der schwach erkennbare Giebel rechts davon zu den ehemaligen „Ballhäusern” (Steinweg Nr. 2, 4 und 6), in deren Räumen in Ermangelung eines passenderen Versammlungsortes am 22. September 1796 der gesellige Teil der 300jährigen Stadtjubelfeier in „Heiterkeit, verbunden mit dem allgemeinen sittlichen Anstand” stattfand. — In späterer Zeit wurden sie allgemein als „Thierfelder-Häuser” bezeichnet.