Geleitsbrief eines Annaberger Salzfuhrmanns aus dem Jahre 1734.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 34, 22. August 1926, S. 2

Ehemals — und zwar bis weit in das vorige Jahrhundert hinein — wurde das für die Bewohnerschaft des Ortes nötige Salz von der Gemeindebehörde bezogen und verkauft. Unter den Ratsmitgliedern (Senatoren) finden wir immer einen, der als „Vorsteher des Salzkastens” bezeichnet wird und noch in den 1870er Jahren wurde vom Ratskellerpächter das Salz aus dem Kasten verkauft. Ein Fuhrmann brachte das Salz von Halle her und erhielt zum Zwecke der Zoll- und Geleitsfreiheit von der Ortsbehörde einen Geleitsbrief ausgestellt, der auf Verlangen bei allen Zollbehörden vorgezeigt und bescheinigt werden mußte. Er hatte nach einem vorliegenden Stück folgenden Wortlaut:

„Wir Bürgermeister und Rath der Königl. Pohln. und Churfürstl Säch?. freyen Berg-Stadt St. Annaberg geben nebst Anerbietung unserer freundlich willigen Dienste allen und jeden Ihr Königl. Majest. in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachsen verordneten Gleits-Leuten, Zöllnern, Zoll-Schreibern und anderen Zoll-Beamten hiermit zu vernehmen, daß gegenwärtiger
— Georg Friedrich Günther, unser Salz-Fuhrmann —
der gemeinen Stadt zum besten 1 Wagen und 1 Karn Saltz mit 6 Pferden in Halle einzukauffen und anhero zu bringen gesonnen. Ist derowegen an alle und jede männiglich unser freundfleißiges Bitten, Sie wollen der Churfl. Sächß. Gleits- und Zoll-Befreyung, welche dieser Stadt gnädigst verliehen ist, sich günstig erinnern, und gemeldeten Günther mit den vor diese Berg-Stadt St. Annaberg eingekaufften Saltz allenthalben durch ihre Verwaltung, Accis, Licent, Zoll- und Gleitsfrey, wie auch sonst sicher durchfahren, ziehen, passiren und repassiren lassen. Das sind wir freundlich zu verschulden geflissen.

Uhrkundlich mit der Stadt Insiegel wissentlich begläubiget, und gegeben zu St. Annaberg den 29. Januar Anno 1734.

Bürgermeister und Rath allda.”

Beglaubigt ist der Brief vom Bergschreiber Daniel Barth.

Die auf dem Gleitsbrief vermerkten Passier-Bescheinigungen lassen fast nirgends den Ort erkennen, aber die letzte ist vom 28. März 1734 datiert, so daß wir annehmen können, daß Günther zu seiner Fahrt nach Halle und von dort zurück rund zwei Monate gebraucht hat.

—m—