De Spackfuhr.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 18, 2. Mai 1926, S. 7

Erzgebirgshumoreske von Georg Langer, Annaberg.  Illustrationen von Rudolf Köselitz, München.

Dr Deinel-Moritz war ä tichtgr Posementier un hats in seinen mittlern Gahrn ah su weit gebracht, daß’r als Verlegr salbr fr sich ä bissl afange konnt. — Of zwee Posementierstühle tat’r mit sein grußn Gung tichtig arbeitn un seine Male drehet un knipet mit de Kinnr an Tisch de Fransn. ’s ging ganz schie immring — un se hatn ihr Auskomme. Dr Moritz hat’s ganz schie — machet ne Montag emol mit blau — saß odr ah mannichn Tag ohmd im zahne noch an dr Arbeit — un frieh im sechse ging’s ah schu wiedr lus. — Dos ene Mol saßn se allezesamm bein Ohmdassn — de Male bracht gerode de zweete Pfann Rauchemaad (1) oft Tisch — do kam dr dr Potvettr Edeward zr Tür rei — un saht ne Moritz hemlich ewos in Uhr. —

„Wos hat’r dä schu wieder mol ze tuschln” — saht de Male.

„Ä loß när”, lachet dr Vettr de Male a — „’s is ewos Gescheits — und de warscht Maul un Agn aufsperrn — wnn d’s hörscht — itze wolln mr net drvu redn — domits niemand ‚rfährt”.

Dr Vettr mußt nu ah ä bissl Rauchemaad mit assn un ä Schalle (2) Kaffee trinken, saht noch, daß se racht schie fettig un ah bratzlich wär, de Rauchemaad, un schmeichelet sich bei dr Male ei. ‚r bedanket sich un saht:

„Nä, nu muß ich wiedr ehemm — meine Frah hot drhemm Heefnkluß (3) gebackn, dar ist su gut gegange, doß’r dosmol bald aus dr Kräpplpfann nausgelofn wär” — saht’r — „mr hobn nämlich dos gute Mahl drzu genomme — wos iech de Woch zevur — wie iech gerode in Behme zetu hat — mitgebracht hob‘.” —

Aha — dacht de Male fr sich — die Mannsn wärn wuhl wiedr mol in Lotto (4) gesetzt hobn — un äbr gar of dan Tram hie, dann iech gehatt hob — nu wart när — iech kriegs schu raus — dacht se — un solltn se äbr gar gewonne hobn — do müssn se mir wos drvu gäbn.

„Nu wos hot dä de Pot Tante allis su na geta an dan Heefnkluß” — frug se — „dos där esu gegange is?”

„Na geta — nu ah nischt annrsch wie an’rmol — bluß das gute griesliche Mahl machts abn — wos iech gehult hob” — saht dr Edeward.

„Dos könnt mr doch ah emol vrsuchn” — menet de Male — „und wenn de wiedr niebr gihst — huln mr ah mol welichs mit”.

„Na gut — do mög dr Moritz emol mitgiehe — itze muß iech odr ehemm — labt när wuhl mitenannt” — saht dr Povettr — un ging.

Dr Moritz gab ne bis zr Haustür ’s Geleit — un do hobn si’s ausgemacht, doß se ne Montag de Pfenng fr dan Ternr (5) huln — un glei Mahl un Spack mitbrenge wolltn.

De Male nörgelt nu an ihrn Moritz sulang rim — bis ‚rschs zugabn tat — un se war nu ah mit’n niebrmachn eiverstandn — „se solltn nar sonst driebn ebr nischt Urachts agabn” — saht se.

Dr Montag kam ra un dr Potvettr machet mit’n Moritz de Bärnsteenr Stroß naus — un se tatn sich ibrrachne — wos se ugefähr rauskriegn würn.

Wie se übr dr Grenzbrück niebr warn, ginge se zeerscht zum Kollektär. Do warn ä Haufn Leit drinne — ah Bekannte — dan wolltn si’s nu net merken lossn — wenn se ne Gewinn ausgezohlt kriegetn. Drim hattn se ausgemacht, dos se noch emol komme tätn. Se hobn drweile ä paar Tippln Bier getrunkn, ah ä bissl gegassn — un ä paar Wettschienr (6) un ä paar Päckln Tobak gekaft. Se kehretn ah noch emol wu annersch ei — un kame ganz schie in Stimmung.

„Weßte”, saht nu dr Moritz — „iech denk mr ginne erscht mol wiedr zum Kollektär, domit mr ah noch zeracht komme — meine Pfenng sei bal alle”.

Wie se dort warn, gab dr Potvettr ’s Marchenal (7) hie.

„Bitte schaun’s her — auf Nummer 9 und 17 eine Ambe”, (8) saht dr Kollektär.

„Wos — bluß ene Ambe — nä — of dr 42, 9, 17 hobn mr en Ternr gemacht” — saht dr Moritz.

„Ja — aber ’s is net 42, sondern 43 gezogen, bitt schön schaun’s den amtlichen Bericht” erwiderte der Kollektär.

„I do soll doch glei dr … neischlong” schimpfet dr Potvettr lus — „do hot mr dr Linglob de falschn Nummern gesaht — da siehts ahnlich”.

(Schluß folgt.)

1) Rauchemaad: Kartoffelkuchen
2) Schalle: Tasse, Schale
3) Heefnkluß: Hefenteig in der Pfanne gebacken
4) Lotto: Ehemalige böhmische Lotterie
5) Ternr: Hoher Gewinn auf drei von fünf gezogenen Nummern
6) Wettschienr: Virginia-Zigarren
7) Marchenal: Quittung über gesetzte Nummern
8) Ambe: Kleiner Gewinn über zwei von fünf gezogenen Nummern