Der alte Gasthof „Zum Ratsgericht” in Königswalde.

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 26, 27. Juni 1926, S. 5

Einer der größten Brände, von denen Königswalde in den letzten Jahren heimgesucht wurde, war der Brand des Gasthofes „Zum Ratsgericht” mit Landwirtschaft und eigener Brauerei, dessen Baulichkeiten am 25. Mai 1908, früh ½ 1 Uhr, ein Raub der Flammen wurden. Die Brandursache ist bis heute noch unbekannt.

Gasthof „Zum Ratsgericht”, Königswalde

Während zur selbigen Zeit der Militärverein „Germania” bei lustiger Ballmusik verweilte, hatte das Feuer bereits schon einen bedeutenden Umfang angenommen. Die in unmittelbarer Nähe befindliche Kirche war stark gefährdet. Durch die Hitze sprangen 58 Fensterscheiben der Kirche.

Beim Wiederaufbau wurde die Gastwirtschaft von der Landwirtschaft getrennt. Auf die Brandstelle baute man ein Gebäude für landwirtschaftliche Zwecke auf, während man das neue Gasthofsgebäude gegenüber an die andere Straßenseite setzte.

Das alte „Ratsgericht” braute das Bier selbst. Da die Brauerei durch den Brand jedoch mit zerstört worden war, ging diese alleinige Bierbrauerei in Königswalde von nun ab für immer ein. Wo jetzt das neue Stallgebäude errichtet ist, dehnte sich das Brauereigebäude aus.

Der Gasthof „Ratsgericht” wurde schon einmal im Jahre 1664 durch Blitzstrahl eingeäschert, so daß das abgebildete Gebäude nach dieser Zeit errichtet worden sein mag. Früher war das „Ratsgericht” Lehngericht und ist um 1580 mit mehreren anderen Gebäuden erbaut worden.

— gs.