Wer kennt seine Heimat genau?

Erzgebirgisches Sonntagsblatt 119. Jahrgang, Nr. 33, 15. August 1926, S. 5

Wo war das? Erklärungen zu den Bildern der letzten Nummer.

Das unter Nr. 33 gebrachte Bild wird viele irregeführt haben. Wo war es? Die beiden Sommerleiten, die Karten- und Röhrgassen geben keine genügende und passende Umrahmung dazu. Wo war’s? Die Straßenlaterne vor dem Eingang der „Deutschen Einigkeit” und auch das etwas verwischte Bild unseres „Lang-Fritz” neben dem alten abgebrochenen „Solbrig-Häusel”, welches jetzt mit dem seinigen ein Grundstück bildet, lassen dem Kundigen die Ortslage des Bildes erkennen. Hinter den beiden ragt mit hohem Giebel das Haus Kamillo Bellmann’s (früher Hermann Schubert) hervor und ganz im linken Hintergrunde erblicken wir das Grundstück Untere Badergasse 5a, früher dem Glasermeister Rich. Sohr und jetzt dem Färbereibesitzer Friedrich Kiefer gehörig. — Der Standort des Aufnehmenden war ungefähr an der Ecke des Scholler’schen Fabrikgebäudes. Es ist aber immerhin schade darum, daß auch das Bild der anstoßenden Gastwirtschaft „Deutsche Einigkeit” dem Bestande des I.E.S. noch nicht zugewendet werden konnte.

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Wo war das? Bild Nr. 35

Geyersdorf mit dem Pöhlberg (Bild Nr. 34) vom unteren Teil der Straße nach Mildenau aus gesehen. Ein früher marktberechtigtes Dorf, älter als Annaberg, war früher nach Kleinrückerswalde, dann nach Annaberg eingepfarrt, und nachdem es eine eigene Kirche (1540 bezw. 1555) hatte, Filial der St. Trinitatiskirche; 1901 wurde es selbständiger Pfarrort. Zur Zeit der Entstehung des Bildes mag es in etwa 90 Häusern gegen 850 Einwohner gehabt haben. Im Orte waren eine Brauerei, 4 Mühlen, 1 Holzschleiferei, 1 Tuchfabrik, 2 Gasthöfe, 1 Bleicherei, 2 Maschinenbauereien usw. — Aus einer Urkunde der Herzöge Ernst und Albert zu Sachsen vom 24. Januar 1468 geht hervor, daß damals Geyersdorf Stadtrechte verliehen wurden; durch das Emporblühen Annabergs aber hat Geyersdorf seine Privilegien nach und nach eingebüßt.

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